Nachdem Sie die Fallstricke von Rürup-Renten kennengelernt haben, fragen Sie sich möglicherweise, wie es sein kann, dass es Millionen von Rürup-Renten in Deutschland gibt.
Meine persönliche Vermutung: Mit Rürup-Renten verdient die Versicherungsbranche viel Geld. Besonders perfide: Rürup-Renten sind finanzielle Zwangsjacken, weil sie unkündbar sind.
In der Versicherungsbranche gilt die Regel: “Versicherungen werden nicht GEkauft, sondern VERkauft.” Mit anderen Worten, niemand wacht morgens auf und denkt sich: “Klasse, heute gehe ich zum Versicherungsvermittler und schließe eine Rürup-Rente ab. Hoffentlich ist da keine Warteschlange, denn ich kann es kaum erwarten!”.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Der Verkauf von Versicherungen ist harte Arbeit. Zum Einsatz kommen nicht selten ausgeklügelte Verkaufstechniken. Die Grenzen zur Manipulation können fließend sein. Deshalb überrascht es auch nicht, dass der Beruf des “Versicherungsvertreters” so einen schlechten Ruf hat. In Umfragen nach den vertrauenswürdigsten Berufen landet er regelmäßig auf dem letzten Platz.
Und weil der Verkauf von Versicherungen so schwierig ist, wird er auch sehr gut bezahlt. Faustformel: Versicherungsverkäufer und Makler erhalten in vielen Fällen 4 % Provision auf die gesamte Versicherungssumme. Bei einer 200.000 Euro Rürup-Rente sind das 8.000 Euro einmalig.
Hinzu kommen zusätzliche Provisionen, falls der Vertrag eine jährliche Beitragserhöhung hat (sogenannte Dynamik). Und dann fließt jedes Jahr die sogenannte Bestandspflegeprovision. In Summe verdient ein Versicherungsverkäufer bei vielen langlaufenden Verträgen eine fünfstellige Summe. Kein schlechter Stundenlohn.
Die Versicherer selbst kassieren zusätzlich ein Vielfaches davon. Zum Beispiel Verwaltungskosten, Risikokosten oder Kickbacks von Fondsgesellschaften. Die gesamten Kosten können zwischen 15 % und 40 % der gesamten Beiträge betragen.
Experten-Tipp: Viele Versicherungsvermittler empfehlen eine Rürup-Rente in Kombination mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Dies ist der heilige Gral der Provisionsmaximierung.
Dadurch wird eine unflexible und unkündbare Rürup-Rente zur Altersvorsorge mit einer wichtigen Risikoabsicherung gekoppelt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Auf die BU fallen selbstverständlich zusätzliche Abschlussprovisionen an. Durch die Koppelung mit der Berufsunfähigkeitsversicherung wird außerdem eine Beitragsfreistellung unwahrscheinlich. Denn durch eine Beitragsfreistellung entfällt der Schutz gegen Berufsunfähigkeit.
Was Kunden oft verschwiegen wird: In vielen Fällen lässt sich eine neue Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Oder die Rürup-Rente und die Berufsunfähigkeitsversicherung lassen sich voneinander trennen.